Das Abhängigkeitssyndrom ist in den diagnostischen Leitlinien nach ICD – 10 wie folgt beschrieben:
Es handelt sich um eine Gruppe körperlicher, Verhaltens- und kognitiver Phänomene, bei denen der Konsum einer Substanz oder einer Substanzklasse für die betroffene Person Vorrang hat gegenüber anderen Verhaltensweisen, die von ihr früher höher bewertet wurden. Ein entscheidendes Charakteristikum der Abhängigkeit ist der oft starke, gelegentlich übermächtige Wunsch, psychotrope Substanzen oder Medikamente (ärztlich
verordnet oder nicht), Alkohol oder Tabak zu konsumieren.
Gerade bei substanzbezogenen Süchten treten Begleiterkrankungen (komorbide psychische Störungen) wie Angststörungen, affektive Störungen wie Depressionen und Persönlichkeitsstörungen, aber auch Aufmerksamkeitsdefizitstörungen besonders oft auf.
Es gibt Hinweise darauf, dass die weiteren Merkmale des Abhängigkeitssyndroms bei einem Rückfall nach einer Abstinenzphase schneller auftreten als bei Nichtabhängigen.
Diagnostische Leitlinien
Die sichere Diagnose der Abhängigkeit sollte nur gestellt werden, wenn irgendwann während des letzten
Jahres drei oder mehr der folgenden Kriterien gleichzeitig vorhanden waren:
- Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, psychotrope Substanzen zu konsumieren.
- Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums.
- Ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums, nachgewiesen durch die substanzspezifischen Entzugssymptome oder durch die Aufnahme der gleichen oder einer nahe verwandten Substanz, um Entzugssymptome zu mildern oder zu vermeiden.
- Nachweis einer Toleranz. Um die ursprünglich durch niedrigere Dosen erreichten Wirkungen der psychotropen Substanz hervorzurufen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich.
- Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums, erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen des Konsums zu erholen.
- Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen wie z.B. Leberschädigung durch exzessives Trinken, depressive Verstimmungen infolge starken Substanzkonsums oder drogenbedingte Verschlechterung kognitiver Funktionen. Es sollte dabei festgestellt werden, dass der Konsument sich tatsächlich über Art und Ausmaß der schädlichen Folgen im Klaren war oder dass zumindest davon auszugehen ist.
Die Freiheit eines Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will,
sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will.
Jean Jacques Rousseau, 1712-1778, schweiz. Schriftsteller und Philosoph

Alkoholabhängigkeit
- Delirien
- Herz-Kreislauf-Störungen
- Stoffwechselstörungen
- Unruhe
- Gereiztheit
- Schweißausbrüche
- Gliederschmerzen
- Schwindel
- Schlafstörungen
- Übelkeit
Männer
Menschen in Deutschland konsumieren jeden Tag riskant Alkohol
Frauen
Niemand ist schuld,
dennoch tragen wir alle die Verantwortung.

Medikamentenabhängigkeit
Nach neuesten Schätzungen liegt die Zahl der behandlungsbedürftigen Medikamentenabhängigen in Deutschland bei 1,5 Millionen Menschen, zwei Drittel davon sind Frauen. Davon ist dem überwiegenden Teil gemein, dass sie die Medikamente heimlich einnehmen und zudem ihre Abhängigkeit nicht als solche erkennen, da sie die Medikamente aufgrund eines Beschwerdebildes einnehmen und diese oft auch von ihrem Arzt verordnet worden sind. Patienten mit einem risikoreichen Medikamentenkonsum leiden oftmals unter vielfältigen Symptomen.
Symptome körperlicher Abhängigkeit
- allgemeine Niedergeschlagenheit
- rasche Ermüdbarkeit
- Nachlassen der Leistungsfähigkeit
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Angstzustände oder allgemeine psychosomatische Symptome
Es gibt keine Herausforderung, die wir nicht meistern können,
wenn wir mit klaren Zielen zusammenarbeiten und die Werkzeuge kennen,
die uns zur Verfügung stehen.
Carlos Slim Helú, *1940, mex. Unternehmer

Mehrfachabhängigkeit
Wir behandeln Mehrfachabhängigkeiten und Polytoxikomanie, wenn die Abhängigkeit von Alkohol und Medikamenten im Vordergrund steht. Als Mehrfachabhängigkeit wird die Abhängigkeit von mehr als einer der folgenden Substanzen bezeichnet. Von Polytoxikomanie spricht man dagegen, wenn mindestens drei illegale Substanzen innerhalb des letzten Jahres konsumiert wurden.
- Alkohol
- Medikamente (z.B. Sedative oder Hypnotika)
- Opioide (z.B. Heroin, Morphium, Codein)
- Cannabinoide (z.B. Marihuana, Weed)
- Kokain
- Amphetamine (z.B. Crystal Meth, Speed, Extasy)
- Halluzinogene (z.B. LSD, Pilze)
- Tabak
- flüchtige Lösungsmittel
- andere Stimulanzien, einschließlich Koffein
- allgemeine Niedergeschlagenheit
- rasche Ermüdbarkeit
- Nachlassen der Leistungsfähigkeit
- Interessenverlust
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Angstzustände
- Depressionen
- allgemeine psychosomatische Symptome
Selbsterkenntnis
Der erste Schritt aus allen genannten Suchterkrankungen sollte die Selbsterkenntnis sein. Betroffene müssen diese zunächst selbst als Krankheit erkennen. Der zweite Schritt ist der Wille. Wer nicht selbst aus seiner Sucht heraus möchte, der kommt so schnell auch nicht davon los. Der körperliche Entzug dauert nur wenige Tage. Viel schwieriger ist es jedoch, mit den psychischen Entzugserscheinungen fertig zu werden. Hier hilft Psychotherapie, um die hinter der Suchterkrankung liegenden Auslöser zu erkennen und zu behandeln.

Ein Mensch ist stark,
wenn er sich seine Schwäche eingesteht.
Honoré de Balzac, 1799-1850, französischer Philosoph und Romanautor
